Zum ersten Mal im Leben bin ich während meiner Schulzeit mit Fotografie in Berührung gekommen. In der Mittelstufe haben wir in einer Foto-AG Fotopapier im Fotolabor mit Gegenständen bedeckt, belichtet und dann entwickelt. In der Oberstufe dann war Fotografie ein ganzes Semesterthema im Kunstunterricht. Wir haben uns mit theoretischen Grundlagen der Fotografie beschäftigt. Wir sind mit unseren, damals Mitte / Ende der 80iger Jahre noch analogen, Spiegelreflexkameras losgezogen, haben fotografiert und diese Fotos anschließend selbst im Fotolabor entwickelt. Wir setzten uns mit Fotos bekannter Fotografen auseinander und besuchten eine Fotoausstellung im Sprengelmuseum in Hannover. Diese Art von Unterricht habe ich geliebt. Das fand ich superinteressant.
Seit dem letzten Jahr habe ich wieder Zeit und Lust zu fotografieren. Für mich ist das Fotografieren eine Möglichkeit, sich innerlich zu sammeln. Entspannung pur. Ich kann mich vollkommen auf eine Sache konzentrieren und dabei nehme ich alles, was um mich herum passiert, nicht mehr wahr. Dabei lasse ich mich nicht stören. Wie eine Art Meditation. Es ist er schönste Teil des Tages, wenn ich z. B. 15 Minuten vor einem duftenden Schmetterlingsflieder stehen kann und die Schmetterlinge dort fotografiere.
Natürlich hat sich die Fotografie im Zuge der Digitalisierung weiterentwickelt. Kein Vergleich mehr zu meiner Schulzeit. Ich musste (und muss auch noch weiterhin) viel dazulernen. Aber, ich freue mich immer wieder darüber, welche Möglichkeiten die digitale Fotografie bietet. Ich kann jetzt ganz viel ausprobieren, ohne dass der Film gleich voll ist. Taschengeld war früher knapp und so wurden die Fotos damals mit sehr viel mehr Bedacht gemacht. Ständig Filme entwickeln zu lassen, war für mich nicht finanzierbar. Und dann war die Enttäuschung groß, wenn das Foto doch nicht so geworden ist, wie ich mir das vorgestellt hatte. Heute werden Fotos, die nichts geworden sind, von der Speicherkarte gelöscht. Fertig.
Ich will damit nicht sagen, dass ich nun sinnlos drauf losknipse. Einer meiner Söhne fragte mich einmal, warum ich so lange bräuchte, bis ich soweit wäre auf den Auslöser zu drücken. Es wäre doch viel einfacher mit dem Handy das Motiv in Serie aufzunehmen. Klack, klack, klack. Eins von den vielen Fotos wird dann schon gut, meint er. Das ist auch eine Methode, aber nicht meine. Nein, ich fotografiere ein Motiv mit verschiedenen Kameraeinstellungen und sehe anschließend auf dem Display der Kamera und bei der Bildbearbeitung, wie sich das Foto entsprechend verändert. Außerdem muss ich nicht eine Woche auf das fertige Ergebnis warten. Wobei das natürlich auch spannend sein kann…
Das Foto, das ich hier zeige, ist bei einem meiner Fotoexperimente im Klimahaus in Bremerhaven entstanden. Wer dort schon einmal gewesen ist, kennt vielleicht den Gang mit dem „Sternenhimmel“. Das ist ein relativ dunkler Gang, in dessen Decke ganz viele kleine Lämpchen brennen. Ohne Stativ, das leider nicht ins Klimahaus mitgenommen werden darf, ist eine Aufnahme, die nicht verwackelt kaum möglich. Hier habe ich nun bewusst verwackelt und verzogen. Dabei sind einige interessante abstrakte Bilder entstanden. Und das schönste Produkt dieser Spielerei waren diese fliegenden Engel.
Hallo Heike, danke für diesen persönlichen Einblick in deine Fotografie. Ich habe hier an einer Stelle auch etwas darüber geschrieben. Bei deinen Gedanken kann ich ganz gut mitgehen. Und das Beitragsbild ist dir auch ganz gut gelungen.
Torsten, du sagst es, das ist mein ganz persönlicher Bezug zur Fotografie. Andere Fotografen haben eine ganz andere Motivation und Herangehensweise.
Ich kenne einige Fotografen, die auch einfach den Alltag hinter sich lassen können, so wie das bei mir der Fall ist.
Das Beitragsfoto ist tatsächlich nur ein “Zufallsprodukt” meiner Spielerei. Es ist eins meiner Lieblingsfotos. Und ob ein Foto ein Lieblingsfoto wird, hat meist persönliche Gründe. Es hat nicht immer damit zu tun, ob das Foto perfekt ist, finde ich.