Lutz Gaebel | Fotogruppe Bremen

Nebel am Weserwehr

“Kann man bei dem Wetter überhaupt fotografieren?” Die Frage des vorbeifahrenden Radfahrers führt unweigerlich zur Wiedergeburt des Zweifelns an der eigenen Idee. Während der 30-minütigen Anfahrt wird nicht nur der Nebel stärker. Fehlen jetzt bei mir schon so’n paar Tassen im Schrank oder wie? Na ja, eigentlich soll es ja ein Experiment sein und da gehört ein potentielles Scheitern einfach dazu.

Schon ein wenig trotzig zeige ich dem interressierten Pedalritter die letzte Aufnahme auf dem kleinen Bildschirm der Kamera. Er stimmt mir zu: Es ist einen Versuch wert. Gott sei Dank begegnete mir der gute Mann gleich zu Beginn meines kleinen Spaziergangs auf dem Weserwehr, die ungläubigen Blicke der weiteren Passanten nehme ich nur noch verschwommen war, was natürlich auch am Nebel liegen mag.

“Was für ein Licht!” Der spontane Ausruf eines anderen Radlers ist dann die Bestätigung. Ja, es ist mystisch. Und kalt, eher so nasskalt. Es ist die Kälte, die unter die Jacke kriecht, als wollte sie sich bei mir aufwärmen.

Ich habe ein Bild im Kopf, so mit leuchtenden Lampen, die sich über das Wehr ziehen, aber die Lampen bleiben aus. Das Licht wird schwächer, die Kontraste schwinden. Der Autofocus der Kamera will nicht mehr und selbst das manuelle Scharfstellen wird zum Glücksspiel. Die Handschuhe machen das Handling nicht einfacher, aber ohne geht’s auch nicht mehr.

Die Laternen auf der Brücke beginnen zu leuchten, da bin ich schon fast auf dem Rückweg. Die letzten Spaziergänger verschwimmen im Nebel.

 

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Lieber Lutz, danke für die anregenden Bilder. Du hast die Stimmung sehr gut eingefangen. Das motiviert auch mich, mal wieder zu experimentieren.